Janusz Rakowicz wurde am 18. Januar 1945 im Lager Ravensbrück, Kommando Grüneberg, geboren.
Seine Mutter, Stanislawa Czeladko, war im Mai 1944 mit anderen Einwohnern von Tykocin im Zuge einer Vergeltungsaktion verhaftet worden.
Janusz Rakowicz wurde am 18. Januar 1945 im Lager Ravensbrück, Kommando Grüneberg, geboren. Seine Mutter war im Mai 1944 mit anderen Einwohnern von Tykocin im Zuge einer Vergeltungsaktion verhaftet worden. Zu dieser Vergeltung an den Bewohnern kam es, weil ein deutscher Offizier bei einem Anschlag auf einen Gendarmerieposten in Tykocin getötet wurde. …
Seine Mutter, Stanislawa Czeladko, kam mit anderen Frauen ins Lager Ravensbrück. Nach einigen Tagen wurde sie mit einer anderen Gruppe in die Munitionsfabrik Grüneberg verbracht. Dort begann für sie, die schwanger war, eine richtige Hölle, ein Horror, hervorgerufen durch schreckliche Arbeitsbedingungen und sadistisches Aufsichts-personal. Die immer schwächer werdende Mutter war einer besonders grausamen Aufsichtsfrau ausgeliefert. Diese hatte es auf Stanislawa abgesehen. Einmal hatte sie sie sogar tätlich angegriffen. Sie schlug ihr mit der Hand ins Gesicht, mit einem Handschuh, der mit Metall verstärkt war.
Nach diesem Ereignis wurde die Schwangere zum Putzen der Baracke abgestellt, und dort wurde Januzs dann auch geboren.
Dank der tatkräftigen Hilfe von Mithäftlingen änderten sich das Schicksal von Mutter und Kind. Die Mithäftlinge schmuggelten Essen heran.
Die heranrückende Front verursachte die Auflösung des Kommandos. Die Frauen aus Grüneberg wurden zurück in das Lager Ravensbrück evakuiert.
Von dort fuhren sie im April 1945 – zusammen mit anderen Frauen – in Bussen des Roten Kreuzes nach Schweden. Die herzliche Aufnahme seitens der schwedischen Öffentlichkeit ermöglichten Mutter und Kind in diesem gastlichen Land, ein neues Leben zu beginnen. Sie kehrten nach Tykocin zurück.
Janusz absolvierte die Grund- und Mittelschule in Bialystok. Im Laufe der Schulzeit teilte die Mutter dem Jungen mit, dass er im Lager geboren wurde. Im Zusammenhang mit der Übergabe seines Ausweises begann er, über sein Leben nachzudenken. Bis zu diesem Zeitpunkt war zu Hause über das Kriegsthema geschwiegen worden. Jetzt kam eine Zeit, in der über die deutschen Verbrechen ausführlicher berichtet wurde.
Als Janusz die Mittelschule beendete, erwartete seine Mutter von ihm, dass er Pfarrer werde. Denn, in Ravensbrück hatten sich zwei Frauen geschworen, da sie vor dem Tod bewahrt worden waren, ihre Söhne ins Priesterseminar zu geben. Während der Sohn der einen Mitgefangenen diesen Erwartungen entsprach und Pfarrer wurde, erklärte Janusz seiner Mutter, dass er lieber Kinder unterrichten wolle. Auf Grund der besonderen Umstände seiner Geburt wolle er eine intensive Bildungsarbeit unter Jugendlichen im Schulalter leisten.
Janusz studierte in Warschau Pädagogik. Er nutzte seine Geschichte und die von Anne Frank und schrieb darüber eine Diplomarbeit. Die Arbeit als Lehrer begann er in Skalbmierz, in der Woiwodschaft Swietokrzysk.
2005 besuchte Janusz Rakowicz zum 60. Jahrestag der Befreiung Ravensbrück. Während des Aufenthaltes begann er auf dem Lagergelände viele Fragen neu zu betrachten, über sie nachzudenken, sich alles vorzustellen. Hier war die Welt eine andere. Er traf Mitgefangene seiner Mutter im Rollstuhl, es kamen quälende Gedanken. Auf dem Platz - in der Nähe des Krematoriums – verneigte er sich vor den Opfern.
PS. Eintragung im Geburtenbuch: Nr. 75, AL Grüneberg, Czeladko Stanislawa, pol. Pol., Knabe: Erich Jan geb. 18.1.45/3, 22.30, H.-Ärztin Plawkaja (17 317)
Autorin: Bärbel Schindler-Saefkow (Quellen: Brief an Bärbel Schindler-Saefkow vom Oktober 2018, Geburtenbuch Ravensbrück, Präsentation zuTykocin während des IRK-Treffens in Warschau)