Barbara Piotrowska geb. Stachowicz

*30.11.1935, Lwow

Ravensbrück: 05. Oktober 1944, zus. mit ihrer Mutter, anschl. Kleptow bei Prenzlau Mutter: Marta Stachowicz 05.10.1900 (Lwow) -25.12.1971 (Warschau)

Grußbotschaft auf Polnisch

message for the 77th Liberation Day in polish language

Marta Stachowicz geb. Łucyk

Ingenieurin für Präzisionsmechanik

Barbara Piotrowska, 2020, Foto: privat
Barbara Piotrowska, 2020, Foto: privat

Barbara Pietrowska wurde am 30. November 1930 in Lwow (heute Lwiw, Ukraine) geboren. Ihr Vater, Antoni Stachowicz, war Ingenieur und Angestellter am Polytechnischen Institut Lwow und arbeite beim Polnischen Rundfunk. Ihre Mutter, Marta Stachowicz, war Buchprüferin. Im April 1939 wurde Antoni Stachowicz mit seiner Familie offiziell nach Warschau versetzt. Die Familie befand sich in Warschau, als der Krieg begann. Während des Warschauer Aufstandes im Jahr 1944, wurde Barbaras Familie, wie die meisten Bewohner Warschaus, aus ihrer Wohnung gejagt und zum Sammellager „Dulag 121“ – dem Durchgangslager in Pruszków getrieben. Von dort wurden sie nach Deutschland deportiert – Barbara und ihre Mutter wurden Anfang Oktober 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert, der Vater im KZ Neuengamme (Hamburg).

Barbara erinnert sich:“ Unser Güterzug mit Waggons ohne Dach hielt während der Nacht an. Es war dunkel, aber ein schreckliches Schweinwerferlicht erschreckte mich. Männer mit Hunden warteten bereits auf uns und wir mussten aus den Waggons springen. Ich war neun Jahre alt und ängstigte mich in dieser Situation. Alle mussten wir zu einem großen Zelt laufen. Das Zelt war überfüllt, aber meine Mutter fand für uns ein wenig Platz an einer Seite. Es war ein großes Durcheinander und wir verloren der Kontakt zu unseren Nachbarn aus Warschau. Meine größte Angst während der gesamten Zeit war es, in dieser Menschenmenge meine Mutter zu verlieren. Nach einigen Wochen wurden meine Mutter und ich zusammen mit einer Gruppe anderer Mütter mit ihren Kindern an einen anderen Ort* transportiert, wo sie für einen Bauern arbeiten mussten (*Kleptow, bei Prenzlau). Der Bauer war ein Schreihals.“
Nach einiger Zeit wurden die Frauen zur Arbeit in einer Zuckerfabrik geschickt (Januar 1945). „Den ganzen Tag waren wir eingeschlossen. Wir waren ständig hungrig. Wir hatten ein Spiel: wer findet in kürzester Zeit die meisten Läuse in seinen Haaren.“……
Die Gruppe der Frauen und Kinder, unter ihnen Barbara, wurden in der Nähe von Weimar von den Amerikanern befreit. „All diese Erfahrungen aus dieser Zeit sind eine Zäsur in meinem Leben. Sie leben in mir fort.“

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Barbaras Familie 1939

Barbaras Vater starb Anfang Dezember 1944 im KZ Neuengamme.
Barbara und ihre Mutter kehrten 1946 nach Polen, in das zerstörte Warschau zurück- ohne jeglichen Besitz. Es brauchte mehrere Jahre, normale Lebensbedingungen wiederherzustellen. Barbara beendete die Oberschule im Jahr 1953 und studierte an der Warschauer Technischen Universität. 1959 verteidigte sie ihre Master-Thesen und erlangte den Titel eines Master Sc. Ingenieur für Präzisionsmechanik. Ab 1958 war sie am Zentralbüro für Messwesen in Warschau angestellt, wo sie ununterbrochen über 40 Jahre arbeitete. In dieser Zeit wurde sie Leiterin eines Labors, dann Leiterin einer Abteilung. Erst im Jahr 1977 bekam sie ihre erste eigene Wohnung. Barbara war in sozialen Organisationen aktiv, einschließlich der Gewerkschaft „Solidarnosc“ in den 80-er Jahren. Barbara Piotrowska war Autorin und Co-Autorin verschiedener technischer Sachbücher, vieler wissenschaft-licher Artikel und Publikationen. Sie war Teilnehmerin an zahlreichen wissenschaftlichen Konferenzen in Polen und im Ausland.

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Barbara 9 Jahre alt

Obwohl ab 1998 in Rente, setzte Barbara Piotrowska ihre Arbeit als Herausgeberin technischer Publikationen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Zentralbüros für Messwesen Warschau fort. Das erst vor Kurzem erneut veröffentlichte Biographische Lexikon der Angestellten, welches sie als Co-Autorin verantwortet hat, wurde in den Jahren 2007 und 2019 erarbeitet und herausgegeben. Barbara nahm auch an den Aktivitäten des „Third Age“ an der Warschauer Universität teil. Kürzlich feierten Barbara und ihr Ehemann ihren 60. Hochzeitstag. Sie haben zwei Kinder und vier Enkel. Sie leben in Warschau. Barbara war im Zirkel der Polnischen Überlebenden des KZ Neuengamme aktiv und setzt zielstrebig ihre Arbeit im Club der Ravensbrücker Überlebenden von Warschau fort. Seit 2016 ist sie Mitglied des Internationalen Ravensbrück Komitees.