Doris Maase geb. Franck

geb. am 04. März 1911 in Briesen/Brandenbg – gest. am 20. September 1979, in Dorfen/Bayern

Ärztin

Frauen-KZ Lichtenburg, anschließend Ravensbrück: Mai 1939 – Juni 1941

Doris Maase, 1974, Fotoalbum Rosa Jochmann, DÖW Wien
Doris Maase, 1974, Fotoalbum Rosa Jochmann, DÖW Wien

In Briesen (Brandenburg) am 4. März 1911 geboren, begann Doris Maase im Jahr 1929 ein Medizinstudium. An der Universität in Berlin engagierte sie sich bei der „Roten Studentengruppe“ und wurde 1933 vom Besuch der Universität ausgeschlossen. Daraufhin setzte sie ihr Studium in Basel fort und schloss es 1934 mit der Promotion ab. Im selben Jahr heiratete sie Klaus Maase, einen Ingenieur. Gemeinsam übersiedelten sie nach Düsseldorf.

Wegen Unterstützung der illegalen KPD wurden Klaus und Doris Maase 1935 verhaftet und im September 1936 zu drei Jahren Zuchthaus in Ziegenhain verurteilt.

Nach Verbüßung der Strafe kam Doris Maase nicht frei, sondern in sog. Schutzhaft im Frauen-Konzentrationslager Lichtenburg. Als Häftlingsärztin half sie vielen Häftlingen mit Attesten und Medikamenten. Nach Auflösung des KZ Lichtenburg im Mai 1939 wurde sie - wie viele andere Frauen aus diesem KZ - nach Ravensbrück gebracht. Auch hier arbeitete sie bis zu ihrer Entlassung aus dem KZ im Juni 1941 als Häftlingsärztin. Von Rosa Jochmann, Mitglied der SPÖ und seit 1940 ebenfalls Häftling in Ravensbrück, wurde sie später wegen ihres Einsatzes für die Kranken als „Schutzengel des Lagers“ gewürdigt.

Wieder in Freiheit, allerdings mit regelmäßiger Meldepflicht, arbeitete sie als Arzthelferin in einer Praxis.

Nach der Befreiung im Jahr 1945 eröffnete sie ihre eigene Arztpraxis in Düsseldorf. Sie gehörte zu denjenigen Ravensbrück-Häftlingen, die mit ihren Aussagen zur Verurteilung von führenden SS-Verantwortlichen des KZ Ravensbrück beitrugen. Sie half anderen KZ-Überlebenden mit begründeten medizinischen Gutachten, die für die Beantragung von Entschädigungszahlungen notwendig waren. Mitte der 60-er Jahre musste sie wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes die Arztpraxis aufgeben.

Doris Maase musste - wie alle ihre Kameradinnen aus der Bundesrepublik Deutschland - die Amnestie für die ehemaligen Parteimitglieder und Funktionsträger des Nationalsozialismus und ihre Re-Integration in alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft erleben. Sie musste parallel dazu erleben, wie die Bundesrepublik unmittelbar nach ihrer Gründung den Antikommunismus politisch und gesetzlich verankerte und wie fast alle Medien in kurzer Zeit auf diesen Kurs einschwenkten.

Trotz beruflicher Tätigkeit und familiären Aufgaben mit zwei Kindern (geb. 1946 und 1948), engagierte sich Doris Maase weiter für Frieden und Demokratie. Sie war von 1948 bis 1956 Stadtverordnete für die KPD und setzte sich vor allem für die ärmeren Bewohner der Stadt ein. Sie war außerdem Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft demokratischer Frauen“ in Düsseldorf und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).

Nach dem Verbot der KPD im August 1956 kandidierte sie als parteilose Unabhängige für den Nordrhein-Westfälischen Landtag. Sie wurde daraufhin wegen Betätigung im Sinne der Weiterführung der politischen Ziele der verbotenen KPD zu 5 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Dies hatte Auswirkungen auch auf ihre persönliche Lebenssituation. Gewährte (ohnehin niedrige) Entschädigungsleistungen für die Jahre der Haft und die erlittenen gesundheitlichen Schäden wurden wegen ihres Engagements für die KPD und später wegen angeblicher antidemokratischer, gegen die Demokratie gerichteter Handlungen gemäß dem Bundesentschädigungsgesetz (BEG) zurückgefordert.

Die von ihr eingelegten Widersprüche gegen diesbezügliche Verwaltungsentscheidungen und anschließende Klagen wurden immer wieder abgeschmettert. Doris Maase wehrte sich vor Gericht. Die Prozesse dauerten Jahrzehnte, bis in die späten 70-er Jahre.

Das Bemühen um den Zusammenhalt der Überlebenden und die Bewahrung der Erinnerung an die Toten von Ravensbrück waren ein wesentlicher Teil ihres Lebens. Anlässlich der Einweihung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück im Herbst 1959 veröffentlichten Doris Maase und Luise Mauer einen Aufruf zur Teilnahme an den Feierlichkeiten. 1966 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der „Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück“ in der Bundesrepublik Deutschland. Später war sie deren Vorsitzende und vertrat die ehemaligen Ravensbrückerinnen der Bundesrepublik Deutschland im Internationalen Ravensbrück Komitee.

Doris Maase verstarb am 20. September 1979. Den endgültigen und für sie positiven Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzungen erlebte sie nicht mehr.

(Quelle: Henning Fischer „Überlebende und Akteurinnen. Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück: Biographische Erfahrung und politisches Handeln, 1945 bis 1989; UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz, ISBN 978-3-86764-772-4)