12.09.1920 (Wien) – 25.03.2002 (Wien)
Bildhauerin, Designerin
Ravensbrück: 28. August 1944 – 28. April 1945, gemeinsam mit ihrer Mutter Anna Wundsam
Mutter und Vater waren aktive Mitglieder der SPÖ. Hilde begleitete ihre Mutter, Anna Wundsam, manchmal auf politische Versammlungen. Sie machte bei den „Kinderfreunden“ und später bei den „Roten Falken“ mit.
Das Jahr 1934 bedeutete einen Einschnitt im Leben der Familie.
Die Stadt Wien würdigt dieses Ereignis heute auf einer Ehrentafel vor dem Rathaus wie folgt:
„Als Erste in Europa traten in Österreich Arbeiterinnen und Arbeiter am 12. Februar 1934 mutig dem Faschismus entgegen. Sie kämpften für Freiheit, Demokratie und Republik.
Am 4. März 1933 schaltete die Regierung Dollfuß das Parlament aus und regierte auf der Grundlage eines Gesetzes aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Das bedeutete: Einschränkung der Presse- und Versammlungsfreiheit, Streikverbot, die Wiedereinführung der Todesstrafe und anderes.
Vom 12. bis 15. Februar 1934 standen zwischen 10.000 und 20.000 Arbeiter einer Übermacht aus Gendarmerie und Polizei, Bundesheer und Heimwehren gegenüber. Die Kämpfe beschränkten sich im Wesentlichen auf die Arbeiterbezirke Wiens sowie die Oberösterreichischen und Steirischen Industriezentren.
Nachdem ein landesweiter Generalstreik ausgeblieben war und Artillerie sowie Minenwerfer gegen Gemeindebauten eingesetzt worden waren, brach der Aufstand zusammen. Im Zuge der Kämpfe kamen insgesamt mehr als 350 Menschen ums Leben. 9 Kämpfer des Republikanischen Schutzbunds wurden standrechtlich hingerichtet. …“
Der Vater gehörte dem Schutzbund an, die Mutter versorgte Straßenbahner. Beide wurden für Monate ins Gefängnis geworfen. Hilde und ihr Bruder Othmar blieben allein zurück, bekamen aber bald von der Roten Hilfe und von Mitgliedern der Quäker Unterstützung. Diese Ereignisse und die nachfolgende Hilfe haben die Geschwister für ihr Leben geprägt. Beide engagierten sich im Widerstand gegen die Besetzung Österreichs durch das faschistische Deutschland, dann gegen den Krieg.
Als ein Unterschlupf für einen Fallschirmspringer, der den Widerstand in Österreich unterstützen sollte, gesucht wurde, erklärten Mutter und Tochter sich dazu bereit. Im März 1944 wurden beide von einem Spitzel verraten und wegen „Begünstigung feindlicher Fallschirmagenten“ verhaftet. Auch der Bruder, Othmar Wundsam, der zufällig Fronturlaub hatte, wurde verhaftet. Es folgte das Gefängnis Roßauer Lände.
Nach Ravensbrück kamen Mutter und Tochter am 28. August 1944.
Am 28. April 1945 wurden Mutter und Tochter auf den Todesmarsch getrieben. Gemeinsam mit Freundinnen gelang die Flucht. Am 1. Mai kehrten sie in das mittlerweile befreite Lager zurück. Hier kümmerten sie sich um die zurückgebliebenen kranken Häftlingsfrauen.
Am 17. Juli 1945 traten sie mit einem Bus, den Rosa Jochmann zuvor in Wien besorgt hatte und mit dem sie nach Ravensbrück zurückkehrte, um ihre etwa 60 Kameradinnen abzuholen, die Heimreise an. Hilde, die zusammen mit ihrer Mutter zu diesen Kameradinnen gehörte, erinnerte sich später, dass bei der Universität Endstation war: „Ich habe den Boden gestreichelt, so glücklich war ich, wieder zu Hause zu sein.“
In Wien waren beide aktive Mitglieder der Österreichischen Lagergemeinschaft (ÖLGR). Hilde Zimmermann gehörte von 1961 bis 1982 dem Erweiterten Ausschuss der ÖLGR an.
Sie war in den Jahren 1956 -1959 maßgeblich an der inhaltlichen und künstlerischen Gestaltung der Räume der Österreichischen Überlebenden im ehemaligen Bunker der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück beteiligt. Als Mitglied des Vorbereitungskomitees, verantwortete sie die Auswahl der Themen und Dokumente mit und kümmerte sich gemeinsam mit der Architektin Margarethe (Grete) Schütte-Lihotzky, die selbst im Widerstand aktiv gewesen war, um die künstlerische Gestaltung der Ausstellung. Als 1985 die Ausstellung aufgrund von Überschwemmungen zerstört worden war, leitete Hilde Zimmermann die Arbeitsgruppe der inhaltlichen Gestaltung, während dem Architekten Prof. Ernst Fuhrherr die graphische Gestaltung oblag. Die wieder hergestellte Ausstellung wurde am 19. September 1986 eröffnet.
Quelle: Brigitte Halbmayr: „Die erste Prägung war also: Kein Krieg!“ – Hilde Zimmermann (geb. Wundsam) in: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr (Hg): „Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung“, Band 2 – Lebensgeschichten, 2001 Promedia, Wien, S. 257-263, ISBN 3-85371-176-6 Interviews mit Hilde Zimmermann, 1999 geführt von Brigitte Halbmayr im Rahmen des Projektes „Wege nach Ravensbrück“ des Instituts für Konfliktforschung, Wien, sind Teil des Videoarchivs Ravensbrück, www.videoarchiv.ravensbrueck.at