02.10.1917 (Wien) – 11.07.2017 (Wien),
Lehrerin, Slawistik-Studentin, Sekretärin, Sachbearbeiterin
Ravensbrück: 02. Oktober 1942 – KZ Uckermark - Ravensbrück bis 29. April 1945
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das faschistische Deutschland (1938) wird die tschechische Komensky-Volksschule, an der Irma unterrichtet - so wie alle tschechischen Schulen Wiens - im Jahr 1940 geschlossen. Irma beginnt ein Slawistik-Studium an der Universität Wien.
Die Klassifizierung und Unterdrückung der Tschechischen Minderheit als „rassisch minderwertig“ hat sie besonders getroffen. In dieser Zeit beginnt sie mit ihren Widerstandsaktionen in einer Zensurstelle für Briefe in slawischen Sprachen und in ihrer Gruppe im “Tschechoslowakischen Turnverein“.
Die Zusammenkünfte im Verein waren eine gute Tarnung für die Widerstandsaktivitäten. Flugblätter über die Kriegsabsichten Deutschlands wurden verfasst. Junge Männer wurden nach Kriegsbeginn darin aufgefordert, sich der Einberufung zu entziehen. Irma und ihr Freund halfen, die Flugblätter zu vervielfältigen und zu verteilen. Beide nahmen auch an Sabotageakten teil.
Am 29. September 1941 wurde Irma verhaftet, einen Tag später ihr Freund. Am 2. Oktober 1942 wurde sie gemeinsam mit 12 weiteren Frauen aus der tschechischen Widerstandsgruppe nach Ravensbrück gebracht.
Die 13 Tschechinnen haben Glück im Unglück. Nach einiger Zeit im Zugangsblock werden sie im „Musterblock“ für politische Gefangene aufgenommen. Dort ist Rosa Jochmann Blockälteste. Dort hilft man sich gegenseitig, ist solidarisch untereinander. Das ändert aber nichts an den schrecklichen Lebensbedingungen.
Irma hatte für die Firma SIEMENS zu arbeiten, die sich in der Nähe des Lagers wegen der billigen Arbeitskräfte mit einer Produktionsstätte angesiedelt hatte. Sie hatte Diagramme entsprechend den Arbeitsleistungen der Frauen zu zeichnen. Dabei versuchte sie, schwächere Häftlinge durch geschönte Statistiken zu schützen. 1944 wurde sie Stubenälteste in einem eigenen „Lager“ direkt neben den Betriebsstätten. In „ihrer“ Stube förderte sie kulturelle Aktivitäten und duldet politische Diskussionen – und wurde verraten. Daraufhin strafversetzte man sie als Stubenälteste in das Lager Uckermark.
Am 29. April 1945 gelang es Irma, gemeinsam mit Freundinnen, vom Todesmarsch zu fliehen.
Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Wien im Frühsommer 1945 gehörte Irma Trksak zu den Autorinnen der ersten Veröffentlichung über das „Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“. Elf Frauen aus Ravensbrück beschrieben hier den „Frauenkerker Europas“. Nach den Worten der Autorinnen ein „kurzer, schlichter Bericht von unermesslichem, unausschöpfbarem Leid, das der Faschismus über uns gebracht hat“. Das schmale Heft ist 1945 im Stern-Verlag Wien erschienen.
Zu Hause angekommen musste sie erfahren, dass die Brüder im Konzentrationslager und an der Front umgekommen waren und auch ihr Jugendfreund in einem Nebenlager von Mauthausen gestorben war.
Sie ist enttäuscht, denn niemand will die schrecklichen Erlebnisse der KZ-Überlebenden hören. In der Lagergemeinschaft fühlt sie sich aufgehoben. Sie engagierte sich lange Jahre in der österreichischen Lagergemeinschaft und war von ihr in das IRK delegiert. Bis ins hohe Alter sprach sie als Zeitzeugin in Schulen und Universitäten.
Quelle: Traude Bollauf: „Wir wollten, dass jemand von uns überlebt, damit wir alles bezeugen können“ – Irma Trksak in: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr (Hg): „Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung“, Band 2 – Lebensgeschichten, 2001 Promedia, Wien, S. 229-236, (ISBN 3-85371-176-6)